• Übungsbogen Metrum
  • anonym
  • 24.03.2025
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Das Me­trum oder Vers­maß be­stimmt den Rhyth­mus eines Ge­dichts. In der Vers­leh­re (Me­trik) ver­stehst man unter dem Me­trum eine fest­ge­leg­te Rei­hen­fol­ge von be­ton­ten und un­be­ton­ten Sil­ben im Vers. Durch diese Ab­fol­ge er­hält das Ge­dicht seine Struk­tur und sprach­li­che Me­lo­die. Die Me­trik hat da­durch Ein­fluss auf die Stim­mung im Ge­dicht. 



Um das Me­trum kor­rekt zu be­stim­men, trennt man als ers­tes alle Sil­ben im Ge­dicht von­ein­an­der ab.

An­schlie­ßend mar­kiert man die be­ton­ten und un­be­ton­ten Sil­ben in den Ver­sen. Für die be­ton­ten Sil­ben be­nutzt man ent­we­der X oder – und für die un­be­ton­ten Sil­ben x oder ∪. Dann zählt man die be­ton­ten Sil­ben (He­bun­gen) pro Vers.



Zum Schluss be­nennst du den Vers­fuß. Dar­un­ter ver­stehst du die kleins­te Ein­heit in einem Vers, die sich mehr­mals wie­der­holt.

Die be­lieb­tes­ten Vers­fü­ße in deut­scher Dich­tung sind:



Jam­bus: x X (un­be­tont, be­tont): Har­mo­nie, Ruhe, Trau­er, Zu­frie­den­heit, Me­lan­cho­lie

Tro­chä­us: X x (be­tont, un­be­tont): Wut, Hass, Re­bel­li­on, star­ke Lust und Liebe

Dak­tylus: X x x (be­tont, un­be­tont, un­be­tont): Ge­schwin­dig­keit, Hast und Eile, aber auch gute Laune, Tanz, Be­schwingt­heit

Anapäst: x x X (un­be­tont, un­be­tont, be­tont): Be­to­nung der End­sil­be, Fokus auf End­reim. Oft für Kon­tras­te ge­eig­net.

Aus­schnitt aus: Johann-​Wolfgang von Goe­the: Der Zau­ber­lehr­ling



X x X x X x X x

Hat/ der/ al/te/ Hex/en/mei/ster

X x X x X x X x

sich/ doch/ ein/mal/ weg/be/ge/ben!

X x X x X x X x

Und/ nun/ sol/len/ sei/ne/ Gei/ster

X x X x X x X x

auch/ nach/ mei/nem/ Wil/len le/ben.



Vier­hä­bi­ger Tro­chä­us, weib­li­che Ka­denz

Eine Ka­denz be­zeich­net in der Lyrik die Be­to­nung am Ende eines Ver­ses.

Je nach­dem, wie die letz­ten Sil­ben be­tont wer­den, un­ter­schei­dest du 3 Arten von Ka­den­zen:

  • männ­li­che Ka­denz (endet auf eine be­ton­te Silbe), klingt häu­fig klar, stark, hart und ab­schlie­ßend.

  • weib­li­che Ka­denz (endet auf eine un­be­ton­te Silbe), klingt oft weich, zart, har­mo­nisch oder zö­ger­lich

  • rei­che Ka­denz (endet auf meh­re­re un­be­ton­te Sil­ben), wirkt me­lo­disch und weich.

Die Ka­den­zen spie­len eine wich­ti­ge Rolle für den Rhyth­mus, den Le­se­fluss und die Wir­kung eines Ge­dichts. Sie wer­den ein­ge­setzt, um Stim­mun­gen zu er­zeu­gen und Form mit In­halt zu ver­bin­den: Ob ein Vers hart und ab­schlie­ßend oder weich und flie­ßend klingt, hängt davon ab, wel­che Ka­denz ver­wen­det wird.

Im Bei­spiel könn­te man an­hand der Ka­denz in­ter­pre­tie­ren, dass der Zau­ber­lehr­ling trotz des deut­li­chen Tro­chä­us, der Ent­schlos­sen­heit dar­stellt, heim­lich etwas un­si­cher sein könn­te.



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Be­stim­men Sie in den Bei­spie­len das Me­trum. Ach­ten Sie auf die An­zahl der He­bun­gen, den häu­figs­ten Vers­fuß und die Ka­denz.
In­ter­pre­tie­ren Sie den Zu­sam­men­hang zwi­schen ly­ri­scher Form und In­halt.
Ach­ten Sie be­son­ders auf einen mög­li­chen Wech­sel im Me­trum und in­ter­pre­tie­ren Sie die­sen.

Jo­seph von Ei­chen­dorf: Mond­nacht

Es war, als hätt der Him­mel

die Erde still ge­küsst,

dass sie im Blü­ten­schim­mer

von ihm nun träu­men müsst.

Johann-​Wolfgang von Goe­the: Der Erl­kö­nig

Wer rei­tet so spät durch Nacht und Wind?

Es ist der Vater mit sei­nem Kind;

Er hat den Kna­ben wohl in dem Arm,

Er fasst ihn si­cher, er hält ihn warm.

Johann-​Wolfgang von Goe­the: Pro­me­theus

Be­de­cke dei­nen Him­mel, Zeus,

Mit Wol­ken­dunst

Und übe, dem Kna­ben gleich,

Der Dis­teln köpft,

An Ei­chen dich und Ber­geshöhn;

Mußt mir meine Erde

Doch las­sen stehn

Und meine Hütte,

die du nicht ge­baut,

Und mei­nen Herd,

Um des­sen Glut

Du mich be­nei­dest.

Edu­ard Mö­ri­cke: Er ist's

Früh­ling läßt sein blau­es Band

Wie­der flat­tern durch die Lüfte;

Süße, wohl­be­kann­te Düfte

Strei­fen ah­nungs­voll das Land.

Veil­chen träu­men schon,

Wol­len balde kom­men.

– Horch, von fern ein lei­ser Har­fen­ton!

Früh­ling, ja du bist’s!

Dich hab ich ver­nom­men!

J.R.R. Tol­kien: The Ring-​Verse:

Three Rings for the Elven-​kings under the sky,

Seven for the Dwarf-​lords in their halls of stone,

Nine for Mor­tal Men doo­med to die,

One for the Dark Lord on his dark thro­ne

In the Land of Mordor where the Sha­dows lie.

One Ring to rule them all, One Ring to find them,

One Ring to bring them all, and in the dark­ness bind them

In the Land of Mordor where the Sha­dows lie.

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