Quelle 1: Auszüge aus der Rede des Abgeordneten Robespierre vor dem Nationalkonvent am 3. Dezember 1792 in sprachlich stark vereinfachter Form
Ludwig ist kein normaler Angeklagter vor einem Gericht. Es geht nicht um ein Urteil gegen einen Menschen, sondern um eine Maßnahme zur Rettung des Staates. Die Entscheidung kann entweder die Freiheit und den Frieden in Frankreich stören oder beide befestigen.
Ludwig ist wegen seiner Verbrechen als König abgesetzt worden. Er hat die Truppen anderer Könige zur Hilfe gerufen, um das französische Volk zu bestrafen. Die wilden Horden der Kämpfer dieser Tyrannen machen sich bereit, unser Vaterland im Auftrage Ludwigs XVI. zu zerstören. Deswegen muss Ludwig als Feind behandelt werden. Das Volk muss sich gegen seine Unterdrücker wehren.
Wenn Ludwig freigesprochen oder nicht mit dem Tode bestraft wird, ist die Revolution in großer Gefahr. Wenn er weiterlebt, wird Frankreich von den Gegnern der Revolution in neue Kriege hineingezogen werden.
Ich verabscheue die Todesstrafe und ich hasse Ludwig nicht, aber ich hasse seine schlimmen Taten. Die Todesstrafe ist im Allgemeinen ein Verbrechen, aber sie ist dann gerechtfertigt, wenn sie für die Sicherheit der einzelnen Menschen und der ganzen Gesellschaft notwendig ist. Besser Ludwig wird getötet als 100.000 unschuldige Bürger. Ich spreche mit Bedauern aus: Ludwig muss sterben, weil das Vaterland und die Revolution leben sollen.
Ich verlange, dass Ludwig zum Verräter an der französischen Nation, zu einem Verbrecher gegen die Menschheit erklärt wird. Dadurch wird ein Zeichen gesetzt, das die Völker zu Selbstbewusstsein und zu Abscheu gegenüber den Tyrannen aufruft und alle Tyrannen in Furcht vor dem Volk versetzt.
Quelle 2: Auszüge aus der Rede des Verteidigers Ludwigs XVI., Rechtsanwalt Romain der Sèze, vor dem Nationalkonvent am 26. Dezember 1792 in sprachlich vereinfachter Form
Als Ludwig noch König war, war er unverletzlich. Seitdem Ludwig als König abgesetzt ist, stehen ihm die gleichen unveräußerlichen Rechte wie allen anderen Bürgern zu. Er muss vor einem ordentlichen Gericht angeklagt werden. Nur wenn unabhängige Geschworene über das Urteil entscheiden, ist der Schutz der Unschuldigen gewährleistet. Nur wenn genau nach der Verfassung und den Gesetzen verfahren wird, ist ein gerechtes Urteil sichergestellt. Ohne die Unabhängigkeit der Gerichte ist keine Freiheit möglich.
Die Abgeordneten des Konvents sind keine Richter, deshalb dürfen sie nicht über Ludwigs Schicksal entscheiden. Sie sind voreingenommen und verhalten sich wie Ankläger, deshalb können sie keine gerechten Richter sein. Sie wollen Ludwig weder die Rechte des Bürgers noch die Vorrechte des Königs zugestehen. Das ist ein Widerspruch.
Robespierre
Seze
Stellungnahme