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Hartmann wurde nach 3jähriger Lehre in Barr als Zeugschmiedgeselle losgesprochen. Während der anschließenden 20monatigen Wanderschaft arbeitete er bei fünf Zeugschmieden und einem Mechaniker. Sein Weg führte über Straßburg, Neustadt an der Haardt, Karlsruhe, Bingen, Frankfurt, durch Thüringen bis Eisenberg, nach Plauen, Zwickau und Chemnitz (1832). Dort war er fünf Jahre in der damals größten Maschinenfabrik Sachsens von Carl Gottlieb Haubold auf einem ihm neuen Fachgebiet tätig. 1837 machte er sich selbständig, zunächst zusammen mit dem Zeugschmied Franz Carl Illing, nach zwei Jahren gemeinsam mit dem Kaufmann August Götze, weil er wenig Eigenkapital besaß und als Fremder keinen Kredit bekam. Begonnen wurde mit der Reparatur und dem Nachbau vor allem von Spinnereimaschinen. Erst eine eigene Erfindung H.s, die Continue
(1839), brachte wirtschaftlichen und finanziellen Erfolg. Diese arbeitsparende Streichgarnvorspinnkrempel ersetzte zwei Maschinen. Die fabrikmäßige Herstellung von Dampfmaschinen, die Hartmann in Sachsen einführte (1840), trug ebenfalls zum Aufstieg des Unternehmens bei. Anfangs beschäftigte er 3 Arbeiter. Als er 1842 das Unternehmen unter seinem Namen allein übernahm, waren es um 100. Der Betrieb wurde allmählich in größere Werkstätten, die auf dem 1843 erworbenen Grundstück errichtet wurden, verlegt. Neben dem Bau von Dampfmaschinen und Maschinen für die Spinnerei, seit 1844 auch für die Weberei, wurde nach einer Studienreise nach England (1846) der Bau von Lokomotiven aufgenommen (1. Lokomotive Glückauf
1848). Ein Kredit der sächsischen Regierung ermöglichte die dafür nötige Werkstatterweiterung. Spezialmaschinen anderer Fachrichtung und Werkzeugmaschinen (1857) kamen hinzu, so daß 1868 bei der Umwandlung des Einzelunternehmens in eine Gesellschaft mit seinen Söhnen Richard und Gustav und seinem Schwiegersohn Keller beziehungsweise 1869 bei dem Verkauf dieser Familiengesellschaft an die neugegründete Aktiengesellschaft Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz
, deren Aufsichtsratsvorsitzender Hartmann bis zu seinem Tode war, ein Werk mit fünf Abteilungen und eigener Gießerei, einem Grundbesitz von 690 Ar, 13 Dampfmaschinen mit 315 PS und etwa 3000 Arbeitern entstanden war. Hartmanns systematischer Aufbau der Fertigung nach dem Gesichtspunkt rationeller Arbeitsweise einerseits und Krisenfestigkeit durch Vielfalt zum anderen sicherte die weitere Aufwärtsentwicklung des Unternehmens auch nach seinem Ausscheiden. Dank seines kaufmännischen Weitblicks trug er zur Schaffung einer sächsischen Maschinenindustrie bei, die dem englischen Vorbild ebenbürtig war. Durch soziale Einrichtungen verbesserte er die Arbeitsbedingungen. Namhafte Männer der Technik waren zeitweilig seine Mitarbeiter: Carl von Bach, Louis Schönherr, Gründer der Sächsischen Webstuhlfabrik in Chemnitz, Emil von Škoda, Gründer der Škodawerke in Pilsen.
Haubold, Sybille, Hartmann, Richard
in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 736-737; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117501581.html#ndbcontent
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Hartmann wurde nach 3jähriger Lehre in Barr als Zeugschmiedgeselle losgesprochen. Während der anschließenden 20monatigen Wanderschaft arbeitete er bei fünf Zeugschmieden und einem Mechaniker. Sein Weg führte über Straßburg, Neustadt an der Haardt, Karlsruhe, Bingen, Frankfurt, durch Thüringen bis Eisenberg, nach Plauen, Zwickau und Chemnitz (1832). Dort war er fünf Jahre in der damals größten Maschinenfabrik Sachsens von Carl Gottlieb Haubold auf einem ihm neuen Fachgebiet tätig. 1837 machte er sich selbständig, zunächst zusammen mit dem Zeugschmied Franz Carl Illing, nach zwei Jahren gemeinsam mit dem Kaufmann August Götze, weil er wenig Eigenkapital besaß und als Fremder keinen Kredit bekam. Begonnen wurde mit der Reparatur und dem Nachbau vor allem von Spinnereimaschinen. Erst eine eigene Erfindung H.s, die Continue
(1839), brachte wirtschaftlichen und finanziellen Erfolg. Diese arbeitsparende Streichgarnvorspinnkrempel ersetzte zwei Maschinen. Die fabrikmäßige Herstellung von Dampfmaschinen, die Hartmann in Sachsen einführte (1840), trug ebenfalls zum Aufstieg des Unternehmens bei. Anfangs beschäftigte er 3 Arbeiter. Als er 1842 das Unternehmen unter seinem Namen allein übernahm, waren es um 100. Der Betrieb wurde allmählich in größere Werkstätten, die auf dem 1843 erworbenen Grundstück errichtet wurden, verlegt. Neben dem Bau von Dampfmaschinen und Maschinen für die Spinnerei, seit 1844 auch für die Weberei, wurde nach einer Studienreise nach England (1846) der Bau von Lokomotiven aufgenommen (1. Lokomotive Glückauf
1848). Ein Kredit der sächsischen Regierung ermöglichte die dafür nötige Werkstatterweiterung. Spezialmaschinen anderer Fachrichtung und Werkzeugmaschinen (1857) kamen hinzu, so daß 1868 bei der Umwandlung des Einzelunternehmens in eine Gesellschaft mit seinen Söhnen Richard und Gustav und seinem Schwiegersohn Keller beziehungsweise 1869 bei dem Verkauf dieser Familiengesellschaft an die neugegründete Aktiengesellschaft Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz
, deren Aufsichtsratsvorsitzender Hartmann bis zu seinem Tode war, ein Werk mit fünf Abteilungen und eigener Gießerei, einem Grundbesitz von 690 Ar, 13 Dampfmaschinen mit 315 PS und etwa 3000 Arbeitern entstanden war. Hartmanns systematischer Aufbau der Fertigung nach dem Gesichtspunkt rationeller Arbeitsweise einerseits und Krisenfestigkeit durch Vielfalt zum anderen sicherte die weitere Aufwärtsentwicklung des Unternehmens auch nach seinem Ausscheiden. Dank seines kaufmännischen Weitblicks trug er zur Schaffung einer sächsischen Maschinenindustrie bei, die dem englischen Vorbild ebenbürtig war. Durch soziale Einrichtungen verbesserte er die Arbeitsbedingungen. Namhafte Männer der Technik waren zeitweilig seine Mitarbeiter: Carl von Bach, Louis Schönherr, Gründer der Sächsischen Webstuhlfabrik in Chemnitz, Emil von Škoda, Gründer der Škodawerke in Pilsen.
Haubold, Sybille, Hartmann, Richard
in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 736-737; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117501581.html#ndbcontent
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Unternehmer einer neuen Generation.
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