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Aus­bau zum to­ta­li­tä­ren Herr­schafts­sys­tem durch „Gleich­schal­tung“?

A) „Gleich­schal­tung“ der Län­der

Ar­beits­auf­trä­ge:

1
Er­läu­tern Sie Hin­ter­grün­de und hal­ten Sie we­sent­li­che Be­stim­mun­gen der Ge­set­ze fest.
2
Stel­len Sie die Fol­gen, die das Ge­setz im Hin­blick auf die Stel­lung der Län­der und die Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung hat, dar!

Noch am Tag der Wah­len, am 5. März, be­gann die von Hit­ler ge­führ­te Reichs­re­gie­rung damit, die Selbst­ver­wal­tungs­rech­te der Län­der und Kom­mu­nen zu be­sei­ti­gen. Die­ser Pro­zess bis hin zur kleins­ten Dorf­ge­mein­de er­folg­te über­all nach dem glei­chen Mus­ter. Die NS-​Gauleitungen lie­ßen die SA auf­mar­schie­ren, um den an­gelb­li­chen „Un­wil­len der Be­völ­ke­rung“ wegen un­halt­ba­rer Zu­stän­de kund­zu­tun. Zum An­lass nah­men die Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ten häu­fig das Feh­len der NS-​Flagge auf dem Rat­haus.

Vor­läu­fi­ges Ge­setz zur Gleich­schal­tung der Län­der mit dem Reich. Vom 31. März 1933.



Ver­ein­fa­chung der Lan­des­ge­setz­ge­bung

§2

(2) Zur Neu­ord­nung der Ver­wal­tung (...) kön­nen die von den Lan­des­re­gie­run­gen be­schlos­se­nen Lan­des­ge­set­ze von den Lan­des­ver­fas­sun­gen ab­wei­chen. (...)



Volks­ver­tre­tung der Län­der

§4

(1) Die Volks­ver­tre­tun­gen der Län­der (Land­ta­ge, Bür­ger­schaf­ten) wer­den (...) hier­mit auf­ge­löst, so­weit dies nicht be­reits nach Lan­des­recht ge­sche­hen ist.

(2) Sie wer­den neu ge­bil­det nach den Stim­men­zah­len, die bei der Wahl zum Deut­schen Reichs­tag am 5. März 1933 in­ner­halb eines jeden Lan­des auf die Wahl­vor­schlä­ge ent­fal­len sind. Hier­bei wer­den die auf Wahl­vor­schlä­ge der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei ent­fal­len­den Sitze nicht zu­ge­teilt. (...)

Vor­läu­fi­ges Ge­setz zur Gleich­schal­tung der Län­der mit dem Reich (31.03.1933), in: do­cu­ment­Archiv.de (Hrsg.), URL: http://www.documentArchiv.de/ns/lndrgleich01.html, Stand: 08.12.2017.

Zwei­tes Ge­setz zur Gleich­schal­tung der Län­der mit dem Reich. (07. April 1933) - („Reichs­statt­hal­ter­ge­setz“)

§1

(1) In den deut­schen Län­dern (...) er­nennt der Reichs­prä­si­dent auf Vor­schlag des Reichs­kanz­lers Reichs­statt­hal­ter. Der Reichs­statt­hal­ter hat die Auf­ga­be, für die Be­ob­ach­tung der vom Reichs­kanz­ler auf­ge­stell­ten Richt­li­ni­en der Po­li­tik zu sor­gen. Ihm ste­hen fol­gen­de Be­fug­nis­se der Lan­des­ge­walt zu:



1. Er­nen­nung und Ent­las­sung des Vor­sit­zen­den der Lan­des­re­gie­rung und auf des­sen Vor­schlag der üb­ri­gen Mit­glie­der der Lan­des­re­gie­rung;



2. Auf­lö­sung des Land­tags und An­ord­nung der Neu­wahl (...)



3. Aus­fer­ti­gung und Ver­kün­dung der Lan­des­ge­set­ze (...)



4. auf Vor­schlag der Lan­des­re­gie­rung Er­nen­nung und Ent­las­sung der un­mit­tel­ba­ren Staats­be­am­ten und Rich­ter, so­weit sie bis­her durch die obers­te Lan­des­be­hör­de er­folg­te

Zwei­tes Ge­setz zur Gleich­schal­tung der Län­der mit dem Reich (07.04.1933), in: do­cu­ment­Archiv.de (Hrsg.), URL: http://www.documentArchiv.de/ns/lndrgleich02.html, Stand: 08.12.2017.

Aus­bau zum to­ta­li­tä­ren Herr­schafts­sys­tem durch „Gleich­schal­tung“?

B) Be­am­ten­ap­pa­rat

Ar­beits­auf­trä­ge:

1
Er­ar­bei­ten Sie die we­sent­li­chen Be­stim­mun­gen des Ge­set­zes.
2
Er­läu­tern Sie In­ten­ti­on der Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ten hin­ter dem Ge­setz sowie Fol­gen des Ge­set­zes!

Ge­setz zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums (07. April 1933)



§ 1

(1) Zur Wie­der­her­stel­lung eines na­ti­o­na­len Be­rufs­be­am­ten­tums und zur Ver­ein­fa­chung der Ver­wal­tung kön­nen Be­am­te nach Maß­ga­be der fol­gen­den Be­stim­mun­gen aus dem Amt ent­las­sen wer­den, auch wenn die nach dem gel­ten­den Recht hier­für er­for­der­li­chen Vor­aus­set­zun­gen nicht vor­lie­gen.



(2) Als Be­am­te im Sinne die­ses Ge­set­zes gel­ten un­mit­tel­ba­re und mit­tel­ba­re Be­am­te des Reichs, un­mit­tel­ba­re und mit­tel­ba­re Be­am­te der Län­der und Be­am­te der Ge­mein­den und Ge­mein­de­ver­bän­de, Be­am­te von Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts sowie die­sen gleich­ge­stell­ten Ein­rich­tun­gen und Un­ter­neh­mun­gen. Die Vor­schrif­ten fin­den auch An­wen­dung auf Be­diens­te­te der Trä­ger der So­zi­al­ver­si­che­rung, wel­che die Rech­te und Pflich­ten der Be­am­ten haben.



(3) Be­am­te im Sinne die­ses Ge­set­zes sind auch Be­am­te im einst­wei­li­gen Ru­he­stand.



(4) Die Reichs­bank und die Deut­sche Reichsbahn-​Gesellschaft wer­den er­mäch­tigt, ent­spre­chen­de An­ord­nun­gen zu tref­fen.



§ 3

(1) Be­am­te, die nicht ari­scher Ab­stam­mung sind, sind in den Ru­he­stand zu ver­set­zen (…) .



§ 4

Be­am­te, die nach ihrer bis­he­ri­gen po­li­ti­schen Be­tä­ti­gung nicht die Ge­währ dafür bie­ten, daß sie je­der­zeit rück­halt­los für den na­ti­o­na­len Staat ein­tre­ten, kön­nen aus dem Dienst ent­las­sen wer­den. (…)

Ge­setz zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums (07.04.1933), in: do­cu­ment­Archiv.de (Hrsg.),

URL: http://www.documentArchiv.de/ns/beamtenges.html, Stand: 08.12.2107.

Ent­las­sun­gen und Be­rufs­ver­bo­te



Für die Säu­be­rung von Bil­dungs­ein­rich­tun­gen wie etwa den Uni­ver­si­tä­ten und Bi­blio­the­ken was der vom NS-​Chefideologen ge­grün­de­te Kampf­bund für deut­sche Kul­tur zu­stän­dig. Dabei wur­den in ers­ter In­stanz nach der Macht­er­grei­fung 1931 be­kann­te Ju­ris­ten, So­zio­lo­gen sowie Na­ti­no­nal­öko­no­men und His­to­ri­ker vom Dienst be­ur­laubt und ent­las­sen. Das "Ge­setz zur Wie­der­her­stel­lung des Be­rufs­be­am­ten­tums vom April 1933 schuf hier­für die recht­li­che Grund­la­ge: Wer sich nicht der na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­schen Staats­treue ver­pflich­te­te oder jü­di­scher Her­kunft war, fiel der Säu­be­rungs­ak­ti­on zum Opfer. Wie auch in an­de­ren Be­rei­chen des all­täg­li­chen Le­bens er­reich­ten sie so eine per­ma­nen­te Ver­un­si­che­rung bei den deut­schen Bür­gern.

Aus­bau zum to­ta­li­tä­ren Herr­schafts­sys­tem durch „Gleich­schal­tung“?

C) Par­tei­en im NS-​Staat

Ar­beits­auf­trä­ge:

1
Nen­nen Sie die Be­stim­mun­gen und Fol­gen, die die Ge­set­ze der NS-​Regierung be­züg­lich der Par­tei­en in Deutsch­land auf den po­li­ti­schen All­tag hat­ten.
2
Er­klä­ren Sie, mit wel­cher Be­grün­dung die SPD ver­bo­ten wurde.

Die KPD war nach dem Reichs­tags­brand am 27. Fe­bru­ar 1933 zer­schla­gen wor­den. Am 22. Juni er­klär­te der NS-​Innenminister Wil­helm Frick:

„Die Vor­gän­ge der letz­ten Zeit haben den un­um­stöß­li­chen Be­weis dafür ge­lie­fert, dass die deut­sche So­zi­al­de­mo­kra­tie vor hoch- und lan­des­ver­rä­te­ri­schen Un­ter­neh­mun­gen gegen Deutsch­land und seine recht­mä­ßi­ge Re­gie­rung nicht zu­rück­schreckt. Dies alles zwingt zu dem Schluss, die So­zi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­lands als eine staats-​ und volks­feind­li­che Par­tei an­zu­se­hen, die keine an­de­re Be­hand­lung mehr be­an­spru­chen kann, wie sie der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei ge­gen­über an­ge­wandt wor­den ist.“

Die bür­ger­li­chen Par­tei­en, die zum Teil zu einer Zu­sam­men­ar­beit mit der NS-​Regierung be­reit waren, kamen einem Ver­bot zuvor, indem sie die Selbst­auf­lö­sung be­schlos­sen, zu­letzt das Zen­trum:

Ge­setz gegen die Neu­bil­dung von Par­tei­en (14. Juli 1933)



§ 1

In Deutsch­land be­steht als ein­zi­ge po­li­ti­sche Par­tei die Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­sche Deut­sche Ar­bei­ter­par­tei.



§ 2

Wer es un­ter­nimmt, den or­ga­ni­sa­to­ri­schen Zu­sam­men­halt einer an­de­ren po­li­ti­schen Par­tei auf­recht­zu­er­hal­ten oder eine neue po­li­ti­sche Par­tei zu bil­den, wird, so­fern nicht die Tat nach an­de­ren Vor­schrif­ten mit einer hö­he­ren Stra­fe be­droht ist, mit Zucht­haus bis zu drei Jah­ren oder mit Ge­fäng­nis von sechs Mo­na­ten bis zu drei Jah­ren be­straft.

Ge­setz gegen die Neu­bil­dung von Par­tei­en (14.07.1933), in: do­cu­ment­Archiv.de (Hrsg.),

URL: http://www.documentArchiv.de/ns/parteiverbot.html, Stand: 08.12.2017.

Ge­setz zur Si­che­rung der Ein­heit von Par­tei und Staat (1. De­zem­ber 1933)

§ 1

Nach dem Sieg der Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­schen Re­vo­lu­ti­on ist die na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­sche Deut­sche Ar­bei­ter­par­tei die Trä­ge­rin des deut­schen Staats­ge­dan­kens und mit dem Staa­te un­lös­lich ver­bun­den. Sie ist eine Kör­per­schaft des öf­fent­li­chen Rechts.

§ 2

Zur Ge­währ­leis­tung engs­ter Zu­sam­men­ar­beit der Dienst­stel­len der Par­tei und der SA. mit den öf­fent­li­chen Be­hör­den wer­den der Stell­ver­tre­ter des Füh­rers und der Chef des Sta­bes der SA. Mit­glied der Reichs­re­gie­rung.

§ 8 Der Reichs­kanz­ler er­läßt als Füh­rer der Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­schen Deut­schen Ar­bei­ter­par­tei und als Obers­ter SA.-​Führer die zur Durch­füh­rung und Er­gän­zung die­ses Ge­set­zes er­for­der­li­chen Vor­schrif­ten

Wal­ter Hofer (Hg.), Der Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­mus. Do­ku­men­te 1933-1945, Frank­furt am Main 1965, S. 61 f.

Aus­bau zum to­ta­li­tä­ren Herr­schafts­sys­tem durch „Gleich­schal­tung“?

D) Ge­werk­schaf­ten

Ar­beits­auf­trä­ge:

1
Hal­ten Sie die wich­tigs­ten Schrit­te be­züg­lich des Um­gangs mit den Ge­werk­schaf­ten fest.
2
In der For­schung wird die Kom­bi­na­ti­on der Ak­ti­o­nen des ers­ten Mais und des zwei­ten Mais als „Dop­pel­stra­te­gie zwi­schen Ver­lo­ckung und Dro­hung“ (Hans-​Ulrich Tha­mer) be­zeich­net. Er­klä­ren Sie diese an­hand der Aus­sa­gen Go­eb­bels und über­le­gen Sie sich, wel­che Grün­de die NSDAP zu die­sem Schritt be­wo­gen haben!

Der auch heute noch als ge­setz­li­cher Fei­er­tag gel­ten­de Tag der Ar­bei­ter­be­we­gung - der 1. Mai - wurde aus­ge­rech­net im Na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­mus schon als sol­cher ze­le­briert. So schreibt Jo­seph Go­eb­bels am 17. April in sei­nem Ta­ge­buch über ein Ge­spräch mit Hit­ler:



Den 1. Mai wer­den wir zu einer gran­di­o­sen De­mons­tra­ti­on deut­schen Volks­wil­lens ge­stal­ten. Am 2. Mai wer­den dann die Ge­werk­schafts­häu­ser be­setzt. Gleich­schal­tung auch auf die­sem Ge­biet. Es wird viel­leicht ein paar Tage Krach geben, aber dann ge­hö­ren sie uns. Man darf hier keine Rück­sicht ken­nen. (...) Sind die Ge­werk­schaf­ten in un­se­rer Hand, dann wer­den sich auch die an­de­ren Par­tei­en und Or­ga­ni­sa­ti­o­nen nicht mehr lange hal­ten kön­nen. (...) SA bzw. SS ist zur Be­set­zung der Ge­werk­schafts­häu­ser und der In­schutz­haft­nah­me der in Frage kom­men­den Per­sön­lich­kei­ten ein­zu­set­zen. (...) Die Über­nah­me der Frei­en Ge­werk­schaf­ten muß in einer Form vor sich gehen, daß dem Ar­bei­ter und An­ge­stell­ten das Ge­fühl ge­ge­ben wird, daß sich diese Ak­ti­on nicht gegen ihn, son­dern gegen ein über­al­ter­tes und mit den In­ter­es­sen der deut­schen Na­ti­on nicht über­ein­stim­men­des Sys­tem rich­tet.

Be­reits einen Tag spä­ter wur­den der All­ge­mei­ne Deut­sche Ge­werk­schafts­bund mit ra­di­ka­ler Ge­walt zer­schla­gen: Die Büros und Ge­werk­schafts­häu­ser wur­den be­setzt und füh­ren­de Ge­werk­schaft­ler in die so­ge­nann­te Schutz­haft ge­nom­men. Das Ver­mö­gen der Ge­werk­schaf­ten wurde be­schlag­nahmt. Wer wei­te­ren Kon­se­quen­zen ent­ge­hen woll­te, konn­te seine Ar­beit in der na­ti­o­nal­so­zi­a­lis­ti­schen Be­triebs­zel­len­or­ga­ni­sa­ti­on wei­ter­füh­ren - einem Ge­gen­mo­dell zu den frei­en Ge­werk­schaf­ten. Am 2. Mai wur­den jeg­li­che übrig ge­blie­be­ne Ge­werk­schaf­ten end­gül­tig be­gra­ben.



So grün­de­te sich an ihrer Stel­le am 10. Mai 1933 die Deut­sche Ar­bei­ter­front (DAF) als Zwangs­ver­ei­ni­gung der Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer des Lan­des. Der so­ge­nann­te Treu­hän­der der Ar­beit - eine per Reichs­ge­setz ge­schaf­fe­ne staat­li­che In­stanz - legte fort­an Re­ge­lun­gen zu Lohn­ta­ri­fen sowie Arbeits-​ und Ur­laubs­zei­ten fest.

Alles brennt für den Füh­rer

Gleich­schal­tung der Län­der

„Säu­be­run­gen“ im Beamten-​apparat

Ge­werk­schaf­ten und Ver­bän­de

Po­ten­zi­el­le Wider-​stände des Strom-​kreises wer­den ...

Gleich­schal­tung der Par­tei­en

Füh­rer­staat als „Strom­quel­le“ des Krei­ses: Hit­ler = obers­ter Rich­ter, , , der Reichs­wehr

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