René Descartes (1596-1650) hat 6 "Meditationen zur Ersten Philosophie" verfasst. Diese befassen sich mit folgenden Themen:
manchmal (selbstverschuldet!) täuscht.
5. Descartes beweist die Existenz Gottes
(ontologischer Gottesbeweis).
6. Descartes unterscheidet zwischen res cogitans
(die denkende Substanz des Menschen) und
res extensa (die ausgedehnte Substanz,
der Körper).
= Ich denke, also bin ich.
Descartes wendet den methodischen Zweifel an, um letztendlich die Existenz Gottes und damit auch wahre Erkenntnis zu beweisen.
Ausschnitt aus der fünften Meditation von Descartes' Meditationen zur Ersten Philosophie
: Über das Wesen der materiellen Dinge; und erneut über Gott, dass er existiert.
[...] Ich finde in mir unzählige Ideen irgendwelcher Dinge vor, von denen auch dann nicht gesagt werden kann, dass sie nichts sind, wenn sie außerhalb von mir vielleicht nirgends existieren. Und obwohl ich sie gewissermaßen nach Willkür denke, bilde ich sie gleichwohl nicht ein, sondern sie haben ihre wahren und unveränderlichen Naturen. Wenn ich mir zum Beispiel ein Dreieck vorstelle, so ist seine Natur, bzw. sein Wesen oder auch seine Form sicherlich eine ganz bestimmte, unveränderliche und ewige, die weder von mir selbst ausgebildet ist, noch von meinem Geist abhängt, auch wenn vielleicht eine solche Figur nirgendwo außerhalb meines Denkens existiert, und auch niemals existiert hat. Dies wird daran offenkundig, dass vielfältige Eigenschaften dieses Dreiecks bewiesen werden können: Seine drei Winkel sind zwei rechten Winkeln gleich, [etc.].
Wenn nun aber allein daraus, dass ich die Idee irgendeines Dinges aus meinem Denken hervorholen kann, folgt, dass tatsächlich alles dem Ding zukommt, von dem ich klar und deutlich erfasse, dass es ihm zukommt – kann daraus etwa auch ein Argument gewonnen werden, durch das die Existenz Gottes nachgewiesen würde? Sicherlich finde ich die Idee Gottes, nämlich die eines höchstvollkommenden Seienden, nicht weniger in mir vor als die Idee irgendeiner beliebigen Figur oder Zahl. Auch sehe ich nicht weniger klar und deutlich ein, dass es zu seiner Natur gehört, immer zu existieren, als ich klar und deutlich einsehe, dass das was ich in Bezug auf irgendeine Figur oder Zahl beweise, auch zur Natur dieser Figur oder Zahl gehört.
[...] Ich finde in mir unzählige Ideen irgendwelcher Dinge vor, von denen auch dann nicht gesagt werden kann, dass sie nichts sind, wenn sie außerhalb von mir vielleicht nirgends existieren. Und obwohl ich sie gewissermaßen nach Willkür denke, bilde ich sie gleichwohl nicht ein, sondern sie haben ihre wahren und unveränderlichen Naturen. Wenn ich mir zum Beispiel ein Dreieck vorstelle, so ist seine Natur, bzw. sein Wesen oder auch seine Form sicherlich eine ganz bestimmte, unveränderliche und ewige, die weder von mir selbst ausgebildet ist, noch von meinem Geist abhängt, auch wenn vielleicht eine solche Figur nirgendwo außerhalb meines Denkens existiert, und auch niemals existiert hat. Dies wird daran offenkundig, dass vielfältige Eigenschaften dieses Dreiecks bewiesen werden können: Seine drei Winkel sind zwei rechten Winkeln gleich, [etc.].
Wenn nun aber allein daraus, dass ich die Idee irgendeines Dinges aus meinem Denken hervorholen kann, folgt, dass tatsächlich alles dem Ding zukommt, von dem ich klar und deutlich erfasse, dass es ihm zukommt – kann daraus etwa auch ein Argument gewonnen werden, durch das die Existenz Gottes nachgewiesen würde? Sicherlich finde ich die Idee Gottes, nämlich die eines höchstvollkommenden Seienden, nicht weniger in mir vor als die Idee irgendeiner beliebigen Figur oder Zahl. Auch sehe ich nicht weniger klar und deutlich ein, dass es zu seiner Natur gehört, immer zu existieren, als ich klar und deutlich einsehe, dass das was ich in Bezug auf irgendeine Figur oder Zahl beweise, auch zur Natur dieser Figur oder Zahl gehört.
Ausschnitt aus der fünften Meditation von Descartes' Meditationen zur Ersten Philosophie
: Über das Wesen der materiellen Dinge; und erneut über Gott, dass er existiert.
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Auch wenn nicht alles wahr wäre, was ich in den vergangenen Tagen meditiert habe, so müsste demnach die Existenz Gottes in mir zumindest in demselben Maße Gewissheit besitzen, wie bislang die Wahrheiten der Mathematik.
[…] Indessen ist dies auf den ersten Blick nicht völlig transparent, sondern erweckt einen gewissen Anflug (species) von Sophismus. Da ich nämlich gewöhnt bin, bei allen anderen Dingen die Existenz vom Wesen zu unterscheiden, rede ich mir leicht ein, dass auch die Existenz vom Wesen Gottes abgesondert werden und auf diese Weise Gott als nicht-existierend gedacht werden könne. Doch jedem, der es sorgfältiger berücksichtigt, wird offenkundig, dass die Existenz vom Wesen Gottes genausowenig abgetrennt werden kann wie die Tatsache, dass die Größe der drei Winkel eines Dreiecks zwei rechten entspricht, von dem Wesen des Dreiecks, oder wie die Idee des Tales von der Idee des Berges abgetrennt werden kann. Demnach ist es ebenso widersprüchlich, einen Gott (also ein höchstvollkommendes Seiendes) zu denken, dem die Existenz fehlt (dem also eine Vollkommenheit fehlt), als einen Berg zu denken, dem das Tal fehlt.
Gleichwohl: Zwar kann ich Gott nur als Existierenden denken, genauso, wie ich einen Berg nur mit Tal denken kann. Aber sicherlich folgt daraus, dass ich Gott als Existierenden denke, noch nicht, dass Gott existiert, ebensowenig, wie daraus, dass ich einen Berg mitsamt Tal denke, ja nicht folgt, dass es überhaupt irgendeinen Berg auf der Welt gibt. Mein Denken verleiht den Dingen nämlich keine Notwendigkeit. Ebenso, wie man sich ein geflügeltes Pferd vorstellen mag, obwohl doch kein Pferd Flügel besitzt, ebenso kann ich vielleicht auch Gott Existenz andichten, obwohl kein Gott existiert.
Hier aber verbirgt sich der Sophismus: Denn daraus, dass ich den Berg nicht denken kann außer zusammen mit dem Tal, folgt nicht, dass irgendwo ein Berg und ein Tal existieren, sondern nur, dass Berg und Tal, sie mögen existieren oder nicht, nicht voneinander abgesondert werden können. Dagegen folgt daraus, dass ich Gott nicht denken kann außer als Existierenden, dass die Existenz unabtrennbar von Gott ist, und er demnach tatsächlich existiert – nicht etwa, weil mein Denken dies bewirkte, oder es irgendeinem Sachverhalt irgendeine Notwendigkeit verliehe, sondern ganz im Gegenteil, weil die Notwendigkeit des Sachverhalts selbst, nämlich die Notwendigkeit der Existenz Gottes mich bestimmt, dies so zu denken.
[…] Auch wenn es nicht notwendig ist, dass ich jemals irgendeinen Gedanken über Gott anstelle, so ist es dennoch notwendig, ihm immer dann alle Vollkommenheiten zu verleihen, wenn ich darauf verfalle, an ein erstes und höchstes Seiendes zu denken […] auch wenn ich dabei weder alle Vollkommenheiten aufzähle, noch alle einzeln berücksichtige. Diese Notwendigkeit reicht völlig aus, damit ich später, wenn ich bemerke, dass die Existenz eine Vollkommenheit ist, richtig schließe, dass ein erstes und oberstes Seiendes existiert.
[...] Was aber Gott betrifft, so würde ich nichts früher und leichter erkennen als ihn, wäre ich nicht mit Vorurteilen überschüttet und würden die Bilder sinnlicher Dinge mein Denken nicht größtenteils mit Beschlag belegen; denn was ist aus sich selbst heraus offenkundiger, als dass es ein höchstes Seiendes gibt, bzw. dass ein Gott existiert, dem Existenz allein schon deswegen zukommt, weil sie in seinem Wesen liegt?
Auch wenn nicht alles wahr wäre, was ich in den vergangenen Tagen meditiert habe, so müsste demnach die Existenz Gottes in mir zumindest in demselben Maße Gewissheit besitzen, wie bislang die Wahrheiten der Mathematik.
[…] Indessen ist dies auf den ersten Blick nicht völlig transparent, sondern erweckt einen gewissen Anflug (species) von Sophismus. Da ich nämlich gewöhnt bin, bei allen anderen Dingen die Existenz vom Wesen zu unterscheiden, rede ich mir leicht ein, dass auch die Existenz vom Wesen Gottes abgesondert werden und auf diese Weise Gott als nicht-existierend gedacht werden könne. Doch jedem, der es sorgfältiger berücksichtigt, wird offenkundig, dass die Existenz vom Wesen Gottes genausowenig abgetrennt werden kann wie die Tatsache, dass die Größe der drei Winkel eines Dreiecks zwei rechten entspricht, von dem Wesen des Dreiecks, oder wie die Idee des Tales von der Idee des Berges abgetrennt werden kann. Demnach ist es ebenso widersprüchlich, einen Gott (also ein höchstvollkommendes Seiendes) zu denken, dem die Existenz fehlt (dem also eine Vollkommenheit fehlt), als einen Berg zu denken, dem das Tal fehlt.
Gleichwohl: Zwar kann ich Gott nur als Existierenden denken, genauso, wie ich einen Berg nur mit Tal denken kann. Aber sicherlich folgt daraus, dass ich Gott als Existierenden denke, noch nicht, dass Gott existiert, ebensowenig, wie daraus, dass ich einen Berg mitsamt Tal denke, ja nicht folgt, dass es überhaupt irgendeinen Berg auf der Welt gibt. Mein Denken verleiht den Dingen nämlich keine Notwendigkeit. Ebenso, wie man sich ein geflügeltes Pferd vorstellen mag, obwohl doch kein Pferd Flügel besitzt, ebenso kann ich vielleicht auch Gott Existenz andichten, obwohl kein Gott existiert.
Hier aber verbirgt sich der Sophismus: Denn daraus, dass ich den Berg nicht denken kann außer zusammen mit dem Tal, folgt nicht, dass irgendwo ein Berg und ein Tal existieren, sondern nur, dass Berg und Tal, sie mögen existieren oder nicht, nicht voneinander abgesondert werden können. Dagegen folgt daraus, dass ich Gott nicht denken kann außer als Existierenden, dass die Existenz unabtrennbar von Gott ist, und er demnach tatsächlich existiert – nicht etwa, weil mein Denken dies bewirkte, oder es irgendeinem Sachverhalt irgendeine Notwendigkeit verliehe, sondern ganz im Gegenteil, weil die Notwendigkeit des Sachverhalts selbst, nämlich die Notwendigkeit der Existenz Gottes mich bestimmt, dies so zu denken.
[…] Auch wenn es nicht notwendig ist, dass ich jemals irgendeinen Gedanken über Gott anstelle, so ist es dennoch notwendig, ihm immer dann alle Vollkommenheiten zu verleihen, wenn ich darauf verfalle, an ein erstes und höchstes Seiendes zu denken […] auch wenn ich dabei weder alle Vollkommenheiten aufzähle, noch alle einzeln berücksichtige. Diese Notwendigkeit reicht völlig aus, damit ich später, wenn ich bemerke, dass die Existenz eine Vollkommenheit ist, richtig schließe, dass ein erstes und oberstes Seiendes existiert.
[...] Was aber Gott betrifft, so würde ich nichts früher und leichter erkennen als ihn, wäre ich nicht mit Vorurteilen überschüttet und würden die Bilder sinnlicher Dinge mein Denken nicht größtenteils mit Beschlag belegen; denn was ist aus sich selbst heraus offenkundiger, als dass es ein höchstes Seiendes gibt, bzw. dass ein Gott existiert, dem Existenz allein schon deswegen zukommt, weil sie in seinem Wesen liegt?
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"Sophismus" hat über die Jahrhunderte seine Bedeutung verändert. Ab dem 12. bis zum späten 16. Jhd. trug der Begriff die Bedeutung von: Trugschluss; fehlerhafte Argumentation mit dem Ziel zu überlisten. Oder auch: Ein Satz, der an sich einen unklaren, mehrdeutigen Sinn hat.
Naturmeint. Wovon lässt sich diese abgrenzen? Überlege dir ein Beispiel, das nicht im Text genannt wurde.
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