• Stübiger: Der literarische Expressionismus am Beispiel von Großstadtlyrik
  • anonym
  • 04.10.2021
  • Deutsch
  • 11
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Der (literarische) Expressionismus

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Arbeite anhand der Materialien heraus, welches Lebensgefühl im Expressionismus vorherrschte.
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Weltende (1911)

pDem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut./ppIn allen Lüften hallt es wie Geschrei./ppDachdecker stürzen ab und gehn entzwei/ppUnd an den Küsten - liest man - steigt die Flut./pp/ppDer Sturm ist da, die wilden Meere hupfen/ppAn Land, um dicke Dämme zu zerdrücken./ppDie meisten Menschen haben einen Schnupfen./ppDie Eisenbahner fallen von den Brücken./p

Jakob van Hoddis (1887-1942)

pDem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut./ppIn allen Lüften hallt es wie Geschrei./ppDachdecker stürzen ab und gehn entzwei/ppUnd an den Küsten - liest man - steigt die Flut./pp/ppDer Sturm ist da, die wilden Meere hupfen/ppAn Land, um dicke Dämme zu zerdrücken./ppDie meisten Menschen haben einen Schnupfen./ppDie Eisenbahner fallen von den Brücken./p

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Weltende (1911)

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Jakob van Hoddis (1887-1942)
Jakob van Hoddis (1887-1942)
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Oh diese acht Zeilen (1957)

p diese acht Zeilen schienen uns in andere Menschen verwandelt zu haben, uns emporgehoben zu haben aus einer Welt stumpfer Bürgerlichkeit, die wir verachteten und von der wir nicht wussten, wie wir sie verlassen sollten. Wir fühlten uns wie neue Menschen   und eine Unruhe schworen wir uns zu stiften, dass den Bürgern Hören und Sehen vergehen sollte . Ein neues Weltgefühl schien uns ergriffen zu haben, das Gefühl von der Gleichzeitigkeit des Geschehens./p

Johannes R. Becher (1891-1958)

p diese acht Zeilen schienen uns in andere Menschen verwandelt zu haben, uns emporgehoben zu haben aus einer Welt stumpfer Bürgerlichkeit, die wir verachteten und von der wir nicht wussten, wie wir sie verlassen sollten. Wir fühlten uns wie neue Menschen   und eine Unruhe schworen wir uns zu stiften, dass den Bürgern Hören und Sehen vergehen sollte . Ein neues Weltgefühl schien uns ergriffen zu haben, das Gefühl von der Gleichzeitigkeit des Geschehens./p

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Oh diese acht Zeilen (1957)

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Johannes R. Becher (1891-1958)
Johannes R. Becher (1891-1958)
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Der Schriftsteller Hermann Bahr über den Expressionismus:

pDarum geht es, dass der Mensch sich wiederfinden will... Die Maschine hat ihm die Seele weggenommen - und jetzt will ihn die Seele wiederhaben. Darum geht es; alles, was wir erleben, ist nur der ungeheure Kampf um den Menschen, Kampf mit der Maschine. /p

zit. n. Genzmann, Wilhelm: Deutsche Literatur der Gegenwart. 1953.

pDarum geht es, dass der Mensch sich wiederfinden will... Die Maschine hat ihm die Seele weggenommen - und jetzt will ihn die Seele wiederhaben. Darum geht es; alles, was wir erleben, ist nur der ungeheure Kampf um den Menschen, Kampf mit der Maschine. /p

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Der Schriftsteller Hermann Bahr über den Expressionismus:

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zit. n. Genzmann, Wilhelm: Deutsche Literatur der Gegenwart. 1953.
zit. n. Genzmann, Wilhelm: Deutsche Literatur der Gegenwart. 1953.

Literarischer Expressionismus am Beispiel von Großstadtlyrik

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Analysiere und interpretiere zunächst alleine Dein Gedicht.
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Fabrikstraße tags (1911)

pNichts als Mauern. Ohne Gras und Glas/ppzieht die Straße den gescheckten Gurt/ppder Fassaden. Keine Bahnspur surrt./ppImmer glänzt das Pflaster wassernass./pp/ppStreift ein Mensch dich, trifft sein Blick dich kalt/ppbis ins Mark; die harten Schritte haun/ppFeuer aus dem turmhoch steilen Zaun,/ppnoch sein kurzes Atmen wolkt geballt./pp/ppKeine Zuchthauszelle klemmt/ppso in Eis das Denken wie dies Gehn/ppzwischen Mauern, die nur sich besehn./pp/ppTrägst du Purpur oder Büßerhemd –:/ppimmer drückt mit riesigem Gewicht/ppGottes Bannfluch: uhrenlose Schicht./p

Paul Zech (1881-1946)

pNichts als Mauern. Ohne Gras und Glas/ppzieht die Straße den gescheckten Gurt/ppder Fassaden. Keine Bahnspur surrt./ppImmer glänzt das Pflaster wassernass./pp/ppStreift ein Mensch dich, trifft sein Blick dich kalt/ppbis ins Mark; die harten Schritte haun/ppFeuer aus dem turmhoch steilen Zaun,/ppnoch sein kurzes Atmen wolkt geballt./pp/ppKeine Zuchthauszelle klemmt/ppso in Eis das Denken wie dies Gehn/ppzwischen Mauern, die nur sich besehn./pp/ppTrägst du Purpur oder Büßerhemd –:/ppimmer drückt mit riesigem Gewicht/ppGottes Bannfluch: uhrenlose Schicht./p

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Fabrikstraße tags (1911)

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Paul Zech (1881-1946)
Paul Zech (1881-1946)
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Gehe in Deine Expertengruppe und erläutert Eure Egebnisse untereinander.
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Gehe in Deine Stammgruppe.
Vergleicht dort untereinander die verschiedenen Gedichte.
Gestaltet dann gemeinsam ein Schaubild über den literarischen Expressionismus (Motive, Themen, Autoren, Ideen, Historie, stilistische Merkmale).

Literarischer Expressionismus am Beispiel von Großstadtlyrik

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Analysiere und interpretiere zunächst alleine Dein Gedicht.
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Auf der Terrasse des Café Josty (1912)

pDer Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll/ppVergletschert alle hallenden Lawinen/ppDer Straßentakte: Trams auf Eisenschienen/ppAutomobile und den Menschenmüll./pp/ppDie Menschen rinnen über den Asphalt,/ppAmeisenemsig, wie Eidechsen flink/pp.Stirne und Hände, von Gedanken blink,/ppschwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald./pp/ppNachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,/ppWo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen/ppUnd lila Quallen liegen - bunte Öle;/pp/ppDie mehren sich, zerschnitten von den Wagen.-Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,/ppVom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest./p

Paul Boldt (1885-1921)

pDer Potsdamer Platz in ewigem Gebrüll/ppVergletschert alle hallenden Lawinen/ppDer Straßentakte: Trams auf Eisenschienen/ppAutomobile und den Menschenmüll./pp/ppDie Menschen rinnen über den Asphalt,/ppAmeisenemsig, wie Eidechsen flink/pp.Stirne und Hände, von Gedanken blink,/ppschwimmen wie Sonnenlicht durch dunklen Wald./pp/ppNachtregen hüllt den Platz in eine Höhle,/ppWo Fledermäuse, weiß, mit Flügeln schlagen/ppUnd lila Quallen liegen - bunte Öle;/pp/ppDie mehren sich, zerschnitten von den Wagen.-Aufspritzt Berlin, des Tages glitzernd Nest,/ppVom Rauch der Nacht wie Eiter einer Pest./p

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Auf der Terrasse des Café Josty (1912)

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Paul Boldt (1885-1921)
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Gehe in Deine Stammgruppe.
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Literarischer Expressionismus am Beispiel von Großstadtlyrik

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Der Gott der Stadt (1910)

pAuf einem Häuserblocke sitzt er breit./ppDie Winde lagern schwarz um seine Stirn./ppEr schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit/ppDie letzten Häuser in das Land verirrn./pp/ppVom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,/ppDie großen Städte knieen um ihn her./ppDer Kirchenglocken ungeheure Zahl/ppWogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer./pp/ppWie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik/ppDer Millionen durch die Straßen laut./ppDer Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik/ppZiehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut./pp/ppDas Wetter schwält in seinen Augenbrauen./ppDer dunkle Abend wird in Nacht betäubt./ppDie Stürme flattern, die wie Geier schauen/ppVon seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt./pp/ppEr streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust./ppEr schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt/ppDurch eine Straße. Und der Glutqualm braust/ppUnd frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt./pp/ppem falscher Gott Götze<em>/ppem orgiastische Ritualtänze zu Ehren einer Gottheit, Synonym für tobender Gemütszustand/em/pp/p

Georg Heym (1887-1912)

pAuf einem Häuserblocke sitzt er breit./ppDie Winde lagern schwarz um seine Stirn./ppEr schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit/ppDie letzten Häuser in das Land verirrn./pp/ppVom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,/ppDie großen Städte knieen um ihn her./ppDer Kirchenglocken ungeheure Zahl/ppWogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer./pp/ppWie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik/ppDer Millionen durch die Straßen laut./ppDer Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik/ppZiehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut./pp/ppDas Wetter schwält in seinen Augenbrauen./ppDer dunkle Abend wird in Nacht betäubt./ppDie Stürme flattern, die wie Geier schauen/ppVon seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt./pp/ppEr streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust./ppEr schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt/ppDurch eine Straße. Und der Glutqualm braust/ppUnd frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt./pp/ppem falscher Gott Götze<em>/ppem orgiastische Ritualtänze zu Ehren einer Gottheit, Synonym für tobender Gemütszustand/em/pp/p

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Der Gott der Stadt (1910)

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Georg Heym (1887-1912)
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Peter Fox: Schwarz zu Blau

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Setz Dich mit der Großstadterfahrung und ihrer künstlerische Umsetzung bei Peter Fox auseinander und vergleiche sie mit der expressionistischen Großstadtlyrik. Beziehe hierbei auch eigene Großstadterfahrungen mit ein.

Schwarz zu Blau (2009)

p /pp/ppGuten Morgen Berlin/ppDu kannst so häßlich sein/ppSo dreckig und grau/ppDu kannst so schön schrecklich sein/ppDeine Nächte fressen mich auf/ppEs wird für mich wohl das Beste sein/ppIch geh nach Hause und schlaf mich aus/ppUnd während ich durch die Straßen laufe/ppWird langsam schwarz zu blau/pp/ppMüde Gestalten im Neonlicht/ppMit tiefen Falten im Gesicht/ppFrühschicht schweigt, jeder bleibt für sich/ppFrust kommt auf, denn der Bus kommt nicht/pp/pp /pp/ppIch bin kaputt/ppUnd reib mir aus meinen Augen deinen Staub/ppDu bist nicht schön/ppUnd das weißt du auch/ppDein Panorama versaut/ppSiehst nicht mal schön von weitem aus/ppDoch die Sonne geht gerade auf/ppUnd ich weiß, ob ich will oder nicht/ppDass ich dich zum Atmen brauch (brauch, brauch, brauch...)/p

Peter Fox

p /pp/ppGuten Morgen Berlin/ppDu kannst so häßlich sein/ppSo dreckig und grau/ppDu kannst so schön schrecklich sein/ppDeine Nächte fressen mich auf/ppEs wird für mich wohl das Beste sein/ppIch geh nach Hause und schlaf mich aus/ppUnd während ich durch die Straßen laufe/ppWird langsam schwarz zu blau/pp/ppMüde Gestalten im Neonlicht/ppMit tiefen Falten im Gesicht/ppFrühschicht schweigt, jeder bleibt für sich/ppFrust kommt auf, denn der Bus kommt nicht/pp/pp /pp/ppIch bin kaputt/ppUnd reib mir aus meinen Augen deinen Staub/ppDu bist nicht schön/ppUnd das weißt du auch/ppDein Panorama versaut/ppSiehst nicht mal schön von weitem aus/ppDoch die Sonne geht gerade auf/ppUnd ich weiß, ob ich will oder nicht/ppDass ich dich zum Atmen brauch (brauch, brauch, brauch...)/p

Schwarz zu Blau (2009)

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Peter Fox
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