• Utopien: Einführung
  • gassenpoetin
  • 30.06.2020
  • Allgemeine Hochschulreife
  • Ethik
  • 10
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Uto­pien

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No­tie­re kurz in Stich­punk­ten woran dich die­ses Bild er­in­nert und warum es sich dabei um eine Uto­pie han­deln könn­te!
Autor: Oskar Herr­furth / Quel­le: wi­ki­pe­dia
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Ver­voll­stän­di­ge in Part­ner­ar­beit das Mind Map und er­gän­ze wei­te­re Ideen.

Phi­lo­so­phi­sches Kopf­ki­no

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Schau dir im ,,Phi­lo­so­phi­schen Kopf­ki­no auf You­Tube den Bei­trag ,,Uto­pia an!

Be­ant­wor­te im An­schluss fol­gen­de Fra­gen:
  • Nenne bis zu fünf cha­rak­te­ris­ti­sche Merk­ma­le einer uto­pi­schen Ge­sell­schaft!

  • Nenne bis zu fünf Orte, an denen eine uto­pi­sche Ge­sell­schaft ent­ste­hen könn­te.

  • Nenne min­des­tens drei Er­fin­dun­gen, die frü­her als uto­pisch gal­ten und heute Wirk­lich­keit ge­wor­den sind!

  • Er­läu­te­re, worin der all­ge­mei­ne Nut­zen von Uto­pien be­steht!

In­for­ma­ti­ons­text

https://www.you­tube.com/watch?v=u1c-​GrHT7FU
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Lies die fol­gen­den Text­ab­schnit­te und ver­voll­stän­di­ge ggf. das Mind Mapuf S. 1!

Uto­pie - Eine Be­griffs­ana­ly­se

Der Be­griff ,,Uto­pie" setzt sich sei­ner Ety­mo­lo­gie nach aus den grie­chi­schen Wör­tern ,,ou" (dt. ,,nicht") und ,,topos" (dt. ,,Ort") zu­sam­men und be­zeich­net somit einen ,,Nicht-​Ort" bzw. einen Ort, der nicht exis­tiert. Die­ses zu­sam­men­ge­setz­te Kunst­wort taucht erst­ma­lig 1516 auf. Näm­lich in einem, in la­tei­ni­scher Spra­che ver­fass­ten Buch von Tho­mas Morus (engl. Tho­mas More), das den deut­schen Titel ,,Ein wahr­haft gol­de­nes Büch­lein von der bes­ten Staats­ver­fas­sung und von der neuen Insel Uto­pia" trägt. Jene fik­ti­ve Insel ,,Uto­pia" gilt als Ort eines bei­spiel­lo­sen har­mo­ni­schen Ge­sell­schafts­sys­tems. Im di­rek­ten Ver­gleich zu den tat­säch­li­chen Miss­stän­den der da­ma­li­gen Zeit kri­ti­siert Morus mit sei­nem Buch die herr­schen­den po­li­ti­schen Ver­hält­nis­se und stellt eine in­di­rek­te For­de­rung nach Ver­än­de­rung. Dem­zu­fol­ge wird seit Tho­mas Morus mit dem Be­griff Uto­pie die Vor­stel­lung von einer bis­her nicht re­a­li­sier­ten Ge­sell­schaft sowie das Mus­ter einer Or­ga­ni­sa­ti­on mensch­li­chen Zu­sam­men­le­bens, für das die Ge­schich­te noch kein Bei­spiel bie­ten, be­zeich­net. (Vgl. Bies­ter­feld, Wolf­gang (1986): Ar­beits­tex­te für den Un­ter­richt, Uto­pie. Stutt­gart: Re­clam. S. 139)

Merk­ma­le uto­pi­scher Texte

Vor allem in den frü­hen Utopie-​Entwürfen wer­den die ide­a­len Ge­mein­schaf­ten (ähn­lich wie bei Tho­mas Morus) häu­fig auf ab­ge­schie­de­nen In­seln an­ge­sie­delt. Bei­spie­le dafür bie­ten Uto­pien wie ,,Nova At­lan­tis" von Fran­cis Bacon oder ,,Insel Fel­sen­burg" von Jo­hann Gott­fried Schna­bel.

Im 20. Jahr­hun­dert ver­la­ger­ten sich die ört­li­chen Ent­rü­ckun­gen auf­grund weit­ge­hen­den, geo­gra­fi­schen Er­schlie­ßun­gen der Erde in zeit­li­che Ferne (z.B. ,,1984" von Ge­or­ge Or­well oder ,,Jahr 2440" von Louis-​Sébastian Mer­cier) oder im Zuge von Science-​Fiction ins All und auf an­de­re Pla­ne­ten. Somit ist be­reits ein we­sent­li­ches und häu­fig vor­kom­men­des Merk­mal von Uto­pien be­nannt: die räum­li­che Iso­la­ti­on des Ge­mein­we­sens. Wei­te­re Merk­ma­le sind i.d.R. Uni­for­mi­tät, Kol­lek­ti­vi­tät, Se­lek­ti­on, die Ent­wick­lung fes­ter Er­zie­hungs­sys­te­me und - so­fern von einer po­si­ti­ven Uto­pie die Rede ist - Har­mo­nie als per­fek­ter Zu­stand.

Arten und For­men von Uto­pien

Die be­nann­ten Merk­ma­le kön­nen sich dar­über hin­aus in un­ter­schied­li­chen Arten bzw. For­men von Uto­pien wie­der­fin­den und je nach Form kön­nen ei­ni­ge Merk­ma­le stär­ker aus­ge­prägt sein als an­de­re. So gibt es bei­spiels­wei­se nicht nur po­li­ti­sche und ge­sell­schaft­li­che Uto­pien (zu denen auch ,,Uto­pia" von Tho­mas Morus ge­zählt wer­den kann), son­dern auch kon­kre­te Uto­pien (z.B. ,,Das Prin­zip Hoff­nung" von Ernst Bloch) und wissenschaftlich-​technische Uto­pien (Ele­men­te davon fin­den sich u.a. in Al­dous Hux­leys ,,Schö­ne neue Welt" und in der Science-​Fiction-Reihe ,,Star Trek" wie­der), die im Zuge zahl­rei­cher tech­ni­scher In­no­va­ti­o­nen ent­stan­den sind.

Au­ßer­dem sind be­son­ders im 20. Jahr­hun­dert die so­ge­nann­ten Dys­to­pien bzw. Anti-​Utopien (z.B. Or­wells ,,1984", Ray Brad­bu­rys ,,Fah­ren­heit 451", Wil­liam Gol­dings ,,Herr der Flie­gen")po­pu­lär ge­wor­den. Wäh­rend bis in das 19. Jahr­hun­dert hin­ein noch über­wie­gend po­si­ti­ve Uto­pien ge­schrie­ben wur­den, die davon be­rich­ten Man­gel und Un­ter­drü­ckung auf­zu­he­ben, über­wie­gen in den Anti-​Utopien des 20. Jahr­hun­derts die Ent­wick­lun­gen to­ta­li­tä­rer Sys­te­me und For­men der Un­ter­drü­ckung, die uto­pi­schen Merk­ma­le wie Uni­for­mi­tät und Kol­lek­ti­vis­mus ent­hal­ten. Be­ein­flusst durch zwei Welt­krie­ge und die Er­fin­dung neuer Waf­fen ist es in ers­ter Linie ein ver­än­der­tes Ver­hält­nis zur Tech­nik und eine Krise des Fort­schritts­den­kens das an der Ver­ant­wor­tungs­fä­hig­keit der Men­schen zwei­feln lässt und das uto­pi­sche Ideal ent­zau­bert und ins Ne­ga­ti­ve ver­kehrt.

Zu­sam­men­fas­sen­de Über­sicht

De­fi­ni­ti­ons­be­griff: Uto­pie
  • aus dem griech. von ,,ou" - nicht, ,,topos" - Ort = ,,Nicht­ort", ,,Nir­gend­wo"
  • Vor­stel­lung oder Ent­wurf einer künf­ti­gen Ge­sell­schaft, die in der Re­a­li­tät (noch) nicht exis­tiert
  • Be­griff erst­mals bei Tho­mas Morus in sei­nem 1516 er­schie­ne­nen Buch zu fin­den
Häu­fi­ge Merk­ma­le
  • Uni­for­mi­tät
  • Kol­lek­ti­vis­mus
  • Har­mo­nie als per­fek­ter Zu­stand
  • feste Er­zie­hungs­sys­te­me
  • Se­lek­ti­on
His­to­ri­sche Ent­wick­lung
  • Frühe Uto­pien:
    zeit­lo­ser Cha­rak­ter, oft re­li­gi­ö­se In­hal­te, Ge­sell­schafts­ord­nung als po­si­ti­ves Ideal an fer­nem Ort
  • 19. Jh.:
    be­ein­flusst vom Fort­schritts­op­ti­mis­mus und neuen tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten, an­ge­sie­delt in fer­ner aber auch er­reich­ba­rer Zu­kunft, Ziel: Auf­he­bung vom Man­gel und von allen For­men der Un­ter­drü­ckung
  • 20. Jh.:
    ent­we­der an Wis­sen­schaft und Tech­nik ori­en­tiert oder an Rück­kehr zu na­tu­ra­len Le­bens­for­men, Ent­wick­lung ne­ga­ti­ver Uto­pien / Dys­to­pien zu to­ta­li­tä­ren Sys­te­men und For­men der Un­ter­drü­ckung
Arten
  • klas­si­sche Uto­pien
  • re­li­gi­ö­se Uto­pien
  • ge­sell­schaft­li­che Uto­pien
  • wissenschaftlich-​technische Uto­pien
  • kon­kre­te Uto­pien
Bei­spie­le
  • Tho­mas Morus ,,Uto­pia" (1516)
  • Fran­cis Bacon ,,Nova At­lan­tis" (1627)
  • Tom­ma­so Cam­pa­nel­la­Der Son­nen­staat (1602)
  • Jo­na­than Swift ,,Gul­li­vers Rei­sen" (1726)
  • Jo­hann Gott­fried Schna­bel ,,Insel Fel­sen­burg" (1743)
  • H. D. Tho­reau ,,Wal­den oder Leben in den Wäl­dern" (1854)
  • H. G. Wells ,,Der erste Mann auf dem Mond" (1901)
  • Al­dous Hux­ley ,,Schö­ne neue Welt" (1932)
  • Ernst Bloch ,,Das Prin­zip Hoff­nung" (1947)
  • Ge­or­ge Or­well ,,1984" (1949)
  • Wil­liam Gol­d­ing ,,Herr der Flie­gen" (1954)
  • Juli Zeh ,,Cor­pus De­lic­ti: ein Pro­zess" (2009)
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